Moderne Technik bedeutet viel Freude, Erleichterungen, schnelle Kommunikation und vieles mehr. Zu Letzterem gehört unter anderem, dass im Hintergrund ständig Informationen über uns gesammelt und sogleich weitergereicht werden.

Hatten Sie schon mal das Gefühl, beobachtet zu werden? Dann haben Sie sich wahrscheinlich nicht geirrt. Bestimmt war es kein windiger Privatdetektiv, der flugs in einem Hauseingang verschwand, als Sie sich umdrehten, aber es konnten sehr wohl „technische Ohren oder Augen“ in Form von Mikrofonen oder Webcams gewesen sein.

Solcherlei „Spione“ sind heutzutage überall verbaut: in Ihrem Laptop, Fernseher, Auto, Kühlschrank, auf dem Bahnhof und im Büro sowieso. Bevor Sie so etwas bemerken können, wenn überhaupt, sausen die Audio- und Bilddateien über Sie schon längst durchs Internet auf einen Server in San Francisco oder Schanghai.

Das Jahr 2007 stellt in gewisser Weise eine technische Revolution dar, wurden die Menschen doch seit jener Zeit mit so vielen nützlichen Apps und Diensten für ihre Smartphones beschenkt. Doch alles hat seinen Preis. In diesem Fall heißt die Währung „Privatsphäre“. Diese ist nämlich durch die Erweiterung der Internetkonnektivität auf alle möglichen Geräte im Haushalt, im Büro oder im Stadtgebiet hochgradig gefährdet.

Das Internet der Dinge Die Bequemlichkeit der Menschen ist nun schon so weit gediehen, dass das Licht automatisch ein- und ausgeschaltet werden muss, wenn wir einen Raum betreten oder verlassen, dass wir rechtzeitig erinnert werden müssen, dass die Tomaten oder das Joghurt bald verderben, dass die Raumtemperatur individuell auf jede kleinste Wetteränderung automatisiert abgestimmt wird.

Die erforderlichen Daten für die richtige Steuerung kommen aus dem Internet. Damit aber nicht genug. Wenn Sie Ihr trautes Heim verlassen, um zu Ihrem Arbeitsplatz, ins Einkaufszentrum oder zu einem Stadtbummel aufzubrechen, sind die stillen Beobachter schon aktiv, lange bevor Sie dort eintreffen, denn das „Internet der Dinge“ hat das Transportwesen, die Logistik, die Industrie, die Land- und die Forstwirtschaft längst für sich erobert.

Im Jahr 2018 waren es weltweit ungefähr 22 Milliarden Geräte aller Art, die mit dem Internet verbunden waren. In wenigen Jahren werden es doppelt so viele sein.  Was das Internet alles über Sie weiß Die Kamera und das Mikrofon des Smart-TV spionieren Sie auf Schritt und Tritt aus. Die gute alte Glühbirne wurde vermeintlich abgeschafft, um Energie zu sparen.

Stattdessen müssen wir uns heute intelligente Energiesparlampen anschaffen, die in ihrer komplexen Herstellungsprozesskette ein Vielfaches an Energie verbrauchen, um während unseres Schlafs unter anderem unsere Herzfrequenz auszumessen. Und der intelligente Staubsauger kartiert jeden Kubikmillimeter Ihrer Wohnung. Wenn Sie nicht mehr wissen, wo Sie Ihre Handschuhe hingelegt haben, fragen Sie doch einfach Ihren Staubsauger.

Die Hersteller versprechen inständig, dass Ihre Daten nur automatischen Entscheidungssystemen zugeführt werden, Menschen bekämen diese nicht zu Gesicht. Immerhin hören sich aber Mitarbeiter von Amazon so manches Gespräch mit Alexa an, um sie zu verschriftlichen und bewertend zu kommentieren. Erst danach fließen sie in die automatisierten Entscheidungsfindungssysteme ein. Fakt ist, dass sämtliche privaten Daten, die wir via Internet teilen, überall auf der Welt von Hackern abgefangen und eingesehen werden können.

Intelligente Lautsprecher oder Kameras können aus Gründen des Datenschutzes von den Benutzern zeitweise ausgeschaltet werden. Allerdings schränkt dies ihren eigentlichen Nutzen jedes Mal stark ein. Es geht wie immer im Leben um einen Kompromiss, beim Internet der Dinge um das Spannungsfeld zwischen Datenschutz und einem hohen Komfort, den uns intelligente Geräte in der Tat bieten können.

Keine einfache Entscheidung Aus einigen Studien geht klar hervor, dass zum Beispiel die meisten Besitzer von Smart Home Personal Assistants mitnichten wissen, welche Daten derartige Geräte sammeln, wo all die Daten gespeichert werden und wer schließlich darauf zugreifen kann.  Auf der ganzen Welt haben Regierungen Gesetze zum Schutz der Privatsphäre erlassen. Da ist zum Beispiel die Europäische Datenschutz-Grundverordnung oder das California Consumer Privacy Act.

Ermöglicht wird dadurch, dass Sie das Recht dazu haben, eine Auskunftsanfrage an jene Organisation zu richten, die Ihre Daten sammelt, wenn Ihr Gerät mit dem Internet verbunden ist. Innerhalb eines Monats muss Ihnen die rechtlich zuständige Organisation dann antworten und dabei auch mitteilen, ob Ihre Daten an Dritte weitergegeben worden sind und um wen es sich dabei handelt.

Bemühen Sie sich um Schadensbegrenzung Konkrete Hinweise, wie Sie Ihre Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, sichern können, gibt die Federal Trade Commission (FTC): https://www.ftc.gov/ Dazu gehören das regelmäßige Aktualisieren der Geräte-Firmware, das wiederholte Prüfen der Einstellungen und das Deaktivieren jeglicher Datenerfassung, die nichts mit der eigentlichen Funktion des Geräts zu tun hat.

Weitere wertvolle Tipps, die in diese Richtung führen, und eine Checkliste für Verbraucher liefert die Online Trust Alliance (OTA): https://www.internetsociety.org/ota/

Versuchen Sie bereits vor dem Kauf eines Geräts, das mit dem Internet verbunden ist, herauszufinden, welche Daten überhaupt erfasst werden. Unabhängige Quellen wie Mozillas Datenschutz (https://www.mozilla.org/de/privacy/faq/) klären stets über die aktuell geltenden Datenverwaltungsrichtlinien auf. Werden diese durch den Geräte-Hersteller so nicht vertreten, sollten Sie von einem Kauf eher Abstand nehmen.

Der wichtigste Punkt ist und bleibt aber unser Konsumverhalten, nicht zuletzt auch mit Blick auf den Klimaschutz. Bitte prüfen Sie in jedem Fall, ob Sie ein solches Gerät wirklich dringend benötigen. Es mag ja ganz nett sein, eine Kaffeemaschine zu besitzen, der man verbal befehlen kann, einen Kaffee zuzubereiten. Aber wollen Sie dafür tatsächlich den hohen Preis bezahlen, dass Ihre persönlichen Daten überall und für die Ewigkeit durchs Internet flirren? 

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